Allgemeine Informationen zum Physiotherapeuten

Der Beruf des Physiotherapeuten

ist im Masseur- und Physiotherapeutengesetz von 1994 geregelt, in dessen Rahmen unter anderem als Anpassung an den europäischen und ostdeutschen Sprachgebrauch der Krankengymnast zum Physiotherapeuten wurde. Der Beruf ist sonst genau der Gleiche.
So habe ich 1990 meine Ausbildung noch als Krankengymnastin begonnen, meine Anerkennung bekam ich 1994 dann schon als Physiotherapeutin.

Die Ausbildung ist geregelt und erfolgt meistens an staatlichen oder privaten Berufsfachschulen und dauert drei bis vier Jahre mit vielen Praktika, seit 2010 gibt es auch Möglichkeiten, die Ausbildung als Studium oder dualen Ausbildungsgang zu erhalten. Die Ausbildung umfasst sowohl Anatomie, Physiologie und Krankheitslehre des menschlichen Körpers als auch die Grundlagen aller wichtigen therapeutischen Ansätze. In der Physiotherapie ist es sehr üblich bzw. dringend erforderlich, sich auch nach der Ausbildung ständig fortzubilden und vor allem das Wissen über die Feinheiten der therapeutischen Möglichkeiten zu erweitern. Obwohl das Gehalt des angestellten Physiotherapeuten eher als bescheiden zu bezeichnen ist, muss er meistens einen Großteil dieser Fortbildungen selbst finanzieren.

Physiotherapeut ist ein sogenannter Gesundheitsfachberuf (früher Heilhilfsberuf), der ausschließlich auf Verordnung von Ärzten oder Heilpraktikern tätig werden darf. Es gibt zwar inzwischen einige Auflockerungen dieser Regel, zum Beispiel beim Heilpraktiker für Physiotherapie oder bei Präventiv- und Wellnessangeboten, die privat bezahlt werden, doch darf der Physiotherapeut grundsätzlich keine Diagnosen stellen und eigenmächtig behandeln.

Die Physiotherapie ist in ihrem Erscheinungsbild und Einsatzbereichen sehr vielfältig. Am häufigsten ist sicher der Physiotherapeut in einer niedergelassenen Praxis, der vor allem orthopädische, chirurgische und neurologische Krankheitsbilder behandelt. Was schon ein sehr vielfältiges Tätigkeitsfeld ist und umfassendes Wissen erfordert. Es gibt auch viele Kollegen, die sich zum Beispiel auf die Behandlung von Entwicklungsstörungen bei Säuglingen spezialisiert haben oder Hippotherapie (Therapie mit Pferden) oder andere speziellere Methoden durchführen.

Eine typische physiotherapeutische Behandlung setzt sich im Idealfall aus einer Kombination von passiven Maßnahmen wie Massagegriffe, Manuelle Therapie oder Griffe aus der Lymphdrainage zur Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung und einem aktiven Anteil zusammen. Im aktiven Teil wird der Patient angeleitet, gezielt Muskulatur zu kräftigen, Muskeln zu dehnen, seine Haltung zu verbessern oder ungünstige Gewohnheiten zu verändern. Bei optimaler Mitarbeit und ausreichend langer Behandlung ist es meistens möglich, auch die zugrundeliegenden Ursachen der aktuellen Probleme zu beheben.

Bedauerlich ist die geringe Anerkennung der Physiotherapeuten innerhalb des Gesundheitssystems, denn leider wissen auch Ärzte und sowieso Patienten oft nicht, was und wieviel Physiotherapeuten aufgrund ihrer Ausbildung können und häufig werden ihre Dienste gar nicht erst in Anspruch genommen. Obwohl die Therapie in vielen Fällen ein sinnvoller Versuch z. B. vor einer Operation wäre. Diese Geringschätzung macht sich auch in dem geringen Honorar der Krankenkassen bemerkbar, so wird für eine Behandlung klassische Physiotherapie zur Zeit ein Betrag von 26,74 € erstattet, dafür geben die Therapeuten 15 bis 25 Minuten Therapie ab. Lymphdrainage wird sogar noch schlechter honoriert, obwohl die Zusatzausbildung sehr aufwändig und teuer ist, wenige andere Verordnungen werden geringfügig höher bezahlt und auch die Beihilfen, deren Versicherte als privat versichert gelten, zahlen nur geringügig mehr. Für ein Stundenhonorar, das sich daraus ergibt (daraus müssen ja auch noch alle Betriebskosten finanziert werden!) würden qualifizierte Kräfte in anderen Berufen noch keinen Finger krumm machen. Da gibt es politisch und gesellschaftlich noch viel Nachholbedarf!